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Film: Whatever Works
12. Dezember 2009, 00:01
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Woody Allen lässt das Stereotypenkarussel noch eine Stufe schneller kreisen. Ein hyperreflektierter, alternder Misanthrop trifft eine junge, naive Schönheit vom Lande, die vor ihren konservativen Eltern nach New York geflüchtet ist. Trotz seiner Neurosen und ihrem eingeschränkten intellektuellen Horizont heiraten Boris und Melody. Natürlich.

Auch ihre Eltern, die – inzwischen geschieden – einzeln in die Stadt kommen, um ihre Tochter zu suchen, erliegen dem Charme New Yorks und finden plötzlich zu völlig neuen Identitäten. Aus den reaktionären Landeiern werden liberale Künstler – es geht von einem Klischee ins nächste.

Diesen Extremen, die Allen gegeneinander anrennen lässt, ist nur eins gemeinsam: der diffuse Wunsch, aus irgendetwas auszubrechen. Flucht aus dem Elternhaus, Trennung und Suizidversuch sind die Versuche, etwas neues zu finden. Und wenn der Protagonist sich schon zu Anfang des Films direkt an die Zuschauer wendet, ist das der Ausbruch aus dem üblichen Stillschweigeabkommen zwischen Publikum und Figuren.

Wenn Allen mit diesem Film einen Ausbruch wagen wollte, ist er aber leider misslungen. Der Protagonist ist auf der Suche nach reiner Willkür, nach etwas, das der Ratio widerspricht. Die Geschichte, in der Figuren abrupt auftreten und ihre Identitäten wechseln, hat diese Willkür gefunden. Sie tut ihm leider nicht gut. Zu überzeichnet sind die Charaktere, dabei aber nicht böse genug, um doch noch etwas neues freizulegen. Als Filmautor hat man die Macht, beliebig mit der Dramaturgie umzugehen. Nur sollte sie am Ende nicht beliebig wirken.

Die guten Dialoge machen die 92 Minuten immerhin noch recht kurzweilig. Nach dem Verlassen des Kinos bleibt aber nicht viel übrig.

Trailer auf Youtube
Details in der imdb


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