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Film: So ist Paris
29. Juni 2008, 00:45
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Filmplakat \

Laut IMDb wurden schon 14 Filme „Paris“ genannt, der erste stammt von 1924. Dieser Name weckt Erwartungen. Cédric Klapisch‚ aktueller FIlm erfüllt sie, auch unter dem etwas umständlicheren deutschen Verleihtitel „So ist Paris“. Mancher mag dem fragmentarischen Portrait der Stadt und ihrer Bewohner vorwerfen, seine Episoden zu keinem Großen Ganzen zu verbinden. Auf seinen Hang zum elliptischen Erzählen angesprochen, erwidert Klapisch heute auf der Französischen Filmwoche Berlin nur, dass der zapping- und multitaskinggewöhnte Zuschauer durchaus auch im Kino schnell umschalten könne.

Das Zapping zwischen den Charakteren, die Juliette Binoche, Romain Duris und die vielen anderen bieten, ist auf jeden Fall ein Genuss.

Kinostart in Deutschland: 17.7.2008

Offizielle Seite zum Film
Trailer bei YouTube
Film in der IMDb



Stahlspaziergang im Grand Palais Paris
30. Mai 2008, 01:34
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Richard Serra - Grand Palais Paris Foto: dalbera

Kaum vorab informiert betrete ich den Grand Palais im 8. Arrondissement in Erwartung einer Kunstausstellung. „Promenade“ von Richard Serra. Beim Betreten bin ich fasziniert: Eine riesige Halle aus geschwungenen Bögen öffnet sich vor mir. Gleichzeitig macht sich Enttäuschung breit: Keine Stellwände, keine Schilder, nur ein paar Menschen verlieren sich auf der großen Betonfläche. Hier sollte doch eine Ausstellung sein? Erst langsam erfasst der Blick die fünf riesigen Stahlstelen, die zum Eingang hin nur ihre schmale Querseite zeigen. Ein Spaziergang durch den 13500m2 großen Raum offenbart das Ausmaß dieser raumgreifenden Installation. Die Säulen sind entlang der Längsachse des Raumes in gleichen Abständen aufgestellt und ragen bis weit unter das 45m hohe Dach. Sie sind alle leicht zur Seite geneigt und tanzen etwas aus der Reihe, so dass sich verschiedenste Blickachsen durch den Raum, ergeben. Die leichte Variation nimmt den Metallsäulen keinesfalls ihre Klarheit und Festigkeit, allein durch ihre Größe und ihre kalte, dunkle Erscheinung stehen sie unumstößlich da.
Man fühlt sich an den Monolithen aus Kubricks „2001“ erinnert, der plötzlich vor den Erdenbewohnern steht, als Zeugnis einer anderen Kultur, einer anderen Zeit.

Tatsächlich nimmt der Künstler Richard Serra im Interview Bezug auf kultische Installationen, wie das englische Stonehenge, deren Bedeutung sich nicht aus ihrem Sein, ihrem Inhalt ergibt, sondern die als Processional Installation erst in der Interaktion mit ihren Besuchern Bedeutung erlangen. Dieses „mehr“, dass sich aus einer religionsartigen Interaktion zwischen Betrachter und Werk ergibt, erinnert mal eben an die Benjamin’sche Aura..

Eine Kindheitserinnerung nennt der 1943 geborene Serra als Inspirationsquelle. An seinem vierten Geburtstag nahm ihn sein Vater mit zum Stapellauf eines Öltankers. Das Bild des massigen, stählernen Schiffsrumpfes prägte später seine Beziehung zu Raum und Material in seinen Werken. Häufig verwendet er Stahl, immer in klaren Formen und mit rauen Rostoberfläche. Mit der ebenfalls stählernen Architektur des Grand Palais entwickelt „Promenade“ einen spannenden Kontrast. Die 1900er-Architektur gibt sich ganz elegant: geschwungene Bögen, feine Verstrebungen, filigrane Muster und ein freundlich-grüner Anstrich verbergen die enormen Kräfte, die diese Konstruktion tragen muss. Den hellen, leichten Raum teilen und erobern Serras Stahlstelen umso wuchtiger.

Monumenta 2008: Richard Serra – „Promenade“
noch bis zum 15. Juni im Grand Palais, Paris
4,50€/2€, Katalog 10€

Obiger erster Fotoeindruck stammt von einem freundlichen flickr.com-User, eigene Bilder werden nachgeliefert. Analog fotografieren und bloggen, ja sicher.