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Blog der Woche: Das Fernsehblog

Das Fernsehblog ist ein erfolgreiches Projekt der guten alten F.A.Z. Mit an Bord ist der unvermeidliche Stefan Niggemeier, an dessen persönlichem Blog sich immer wieder gern polemische „klassische Journalisten vs. Blogger“-Diskussionen entzünden. Wobei er sich zu letzteren zählt, schließlich hat er mit dem Bildblog gezeigt, dass man im Netz erfolgreich gegen auflagenstarke Print-Instanzen anstänkern kann. Ein Internet-Überzeugungstäter schreibt also nun für eine Tageszeitung (!) über’s Fernsehen (!!).

Das gelingt allerdings sehr gut. Neben ganz ernstgemeinter Fernsehkritik, die sich auch mal mit der Bildersprache von DSDS beschäftigt, geht es viel um Medienpolitik (Warum die ARD-Bürokraten es nicht hinkriegen, den erfolgreichen Stefan Raab mit an Bord des Eurovision-Zirkus‘ zu holen) oder polemisch um allzu platte Selbstbeweihräucherung des Pro7-Topmodel-Boulevards.

Großartig: Wenn in einer vierteiligen Serie (1,2,3,4) das Thema Fernsehformate und deren juristischer Schutz beleuchtet wird und zum Schluss nebenbei auf den Tisch kommt, wo die öffentlich-rechtlichen Sender von den Privaten Formate Trends übernommen haben.

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Ferngesehen (Imperfekt)
22. Februar 2009, 19:18
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Ich habe den Fernseher angemacht. Zu den üblichen Zoosendungen (Tiere+die sozialen Ränder unserer Gesellschaft) kommen saisonbedingt noch Karneval und Wintersport.

Videothek. Trotz Eisregen.



Reich-Ranicki von Außerirdischen entführt
15. November 2008, 21:35
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Gerade die ersten 5 Minuten von „Uri Geller live – Ufos&Aliens“ auf ProSieben gesehen. Ein Experte erklärt: wenn Tracking und Compositing überzeugen, ist das Alienvideo von Youtube echt. Videotrick-Experten hat man bei ProSieben scheinbar schon lange nicht mehr, wie man an den leider unfassbar schlechten Effekten in der Show sieht.

Zum Genre Ufosichtungen und zu außerirdischem Leben könnte man ja auch eine reflektierte, wissenschaftliche und trotzdem spannende Sendung machen. Wenn man wollte.

UPDATE:
Stefan Niggemeier hat sich etwas ausführlicher über das Show-Machwerk ausgelassen und auch weitere Stimmen gesammelt: Volksverdummung gescheitert:

Die dort zur Schau gestellte Dummheit und Lust am Versuch der Verdummung anderer übersteigt selbst meinen Masochismus



Jetzt wird alles wieder gut.
10. November 2008, 02:38
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Dass gerade alles schlecht ist, wissen wir. Laut Dittsche wird nun aber alles wieder gut, denn die Stunde der Außenseiter hat geschlagen: Obama, Paul Potts und die TSG 1899 Hoffenheim dürften ja wohl Beweis genug sein.

Großartig.



Heidenreich: ausgelesen
23. Oktober 2008, 23:57
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An dieser Stelle ging es ja vor kurzem ums Fernsehen und dessen Qualität. Der Vollständigkeit halber hier der Link auf einen treffenden Kommentar bei Herrn Niggemeier zum Rauswurf der Frau Heidenreich beim ZDF:

Was der Intendant Markus Schächter und sein Programmdirektor Thomas Bellut in ihrer bräsigen Arroganz nicht erkannt haben: Das, was Elke Heidenreich da mit ihren zwei fulminanten FAZ-Artikeln angestoßen hat, ist die Qualitätsdebatte. Bei allem ungerechten Zorn Heidenreichs: Darum müsste es gehen.



Literaturpapst macht Krawall(2)
12. Oktober 2008, 22:57
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So, jetzt ist es gesendet.

Die Sendung war bisher erstaunlich selbstironisch. Wenn es Defizite im deutschen Fernsehniveau gibt – viele Macher wissen es. Die Macherin von Deutschland sucht den Superstar in ihrer Dankesrede:

Für Das weiß doch jedes Kind muss man schlau sein, für Germany’s Next Topmodel muss man schön sein – für DSDS ist beides nicht erforderlich…

Wie dann allerdings Schwarz-Weiß-Fotos aus Reich-Ranickis Leben von schmalzigen Streichersounds geplättet wurden, ist schon pervers. Und dass sein cleverer Kommentar von vielen Anwesenden überhaupt nicht ernst genommen, sondern wie der ganze Abend mit wohlwollendem Kichern quittiert wurde, unterstreicht, dass sein Aufweckversuch nötig war. Immerhin, für ein paar wacklige Momente war ein Bruch in der Sendung zu spüren, bis Routinier Gottschalk alles wieder in geordnete Bahnen lenkte und den Preisträger von der Bühne beförderte. Krass: Schauspieler Edgar Selge kommentiert später als Laudator den Auftritt von Reich-Ranicki und Gottschalks Reaktion als „Wahnsinns-Improvisation“ – und macht den Bruch damit brutal wieder zum Teil des Ganzen.

Inzwischen hat Bastian Pastewka im fernsehlexikon.de Reich-Ranicki Contra gegeben. Und Stefan&Peer haben an gleicher Stelle live ihren Senf zur Sendung dazugegeben. Mit einem versöhnlichen Fazit:

stefan:  Was für mich wirklich bleibt von diesem Abend: Respekt für Thomas Gottschalk. Er hat sich schon vorher angenehm zurückgenommen, um dann, wenn er da war, angenehm aufzufallen. Und wie er spontan auf den Auftritt von MRR reagiert hat, das war schon die ganz große Moderatorenkunst.



Literaturpapst macht Krawall
12. Oktober 2008, 09:32
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Marcel Reich-Ranicki hat bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises den Zustand unserer Fernsehlandschaft massiv angegriffen:

Er habe nicht gewusst, was ihn bei der Preis-Gala erwarte, sagte ein entrüsteter Reich-Ranicki bei der Aufzeichnung der Preisverleihung. „Ich finde es schlimm, was wir uns über Stunden hier ansehen mussten“, bekräftige Reich-Ranicki und nannte die mit dem Fernsehpreis ausgezeichneten Sendungen „Blödsinn“. ZEIT Online

Den Preis für sein Lebenswerk fasste er nicht an. Man mag den eigenwilligen Literaturkritiker mögen oder nicht – so eine Aktion verdient Respekt.

Heute abend strahlt das ZDF die Sendung aus, dank der vielen Vorabberichte dürften die peinlichen Momente auch wohl kaum dem Schnitt zum Opfer fallen.

UPDATE: Inzwischen hat der Eklat die große Runde gemacht.

  • Stefan Niggemeier und Spreeblick belegen, dass unterirdische Qualität sich auch in renommierten Nachrichtenredaktionen offenbart. Und das ausgerechnet im Bericht über
    diese harsche Medienkritik…
  • Elke Heidenreich liefert auf Faz.net einen grandiosen Rant:

    ich dachte, was für eine Zumutung diese armselige, grottendumme Veranstaltung für ihn sein müsse. In jeder Hinsicht – einen so alten Mann lässt man nicht derart lange warten

  • WDR.de lässt Stefan Aust schwärmen:

    Das war wunderbar! Ich vermute mal, dass die das so inszeniert haben. Das war ja wie ausgedacht.

    und berichtet, das ZDF habe Reich-Ranicki tatsächlich wie von Laudator Thomas Gottschalk vorgeschlagen, eine neue Sendung angeboten. Außerdem werde der Fernsehpreis heute abend vollständig ausgestrahlt.

  • Laut DWDL.de würden RTL und Sat.1 sich aber an einer solchen „Wiedergutmachungssendung“ nicht beteiligen, ProSieben-Moderator Opdenhövel hätte Reich-Ranicki gar „respektlos“ genannt.

Wäre die ganze Angelegenheit tatsächlich Viral Marketing für eine längst geplante Reich-Ranicki-Sendung – man müsste vor dem ZDF den Hut ziehen. Das scheint aber gelinde gesagt höchst unwahrscheinlich und so bleibt das „Chapeau!“ dem RR höchstselbst vorbehalten. Eine Qualitätsdiskussion kann auf jeden Fall nie schaden.



Seifenzopf im Fernsehprogramm – das Gesetz der Serie
26. Juli 2008, 23:32
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Jedes Format, in dem uns bewegte Bilder begegnen, hat seine eigenen Regeln. Das Grundkonzept der Soap ist ganz einfach: Jede Folge behandelt drei Konflikte, von denen sich einer gerade aufbaut, einer sich an seinem Höhepunkt befindet und einer ausklingt. Dank der verflochtenen Handlungsstränge nennt sich das Ganze „Zopfdramaturgie„.

Soweit die Theorie. Wer im schnöden Alltag als Konsument genauer hinschaut, wird diese Regel wiederfinden – sogar ohne sich tatsächlich den Bildern auszusetzen. Die knappen Inhaltsangaben zur Sendung, aus dem EPG oder der Programmzeitschriftdatenbank, beschreiben meist exakt drei Situationen. Fast immer sogar in genau drei Sätzen.

Kostprobe, „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ auf tvspielfilm.de:

Lenny ist aus dem Häuschen, weil er in Carolines Nähe sein darf. Verena muss feststellen, dass ihr heißer Flirt der letzten Nacht sie komplett ausgeraubt hat. Henrik ist zutiefst enttäuscht, als er von Iris’ Seitensprung mit Alexander erfährt, und schmeißt sie raus.

Oder  „Alles was zählt“ bei tvinfo.de:

Juli will aus Frust und Verzweiflung alles hinwerfen. Celine macht Ingo eine wichtige Ansage. Marian und Nadja beenden ihre Beziehung.

Der Sender, RTL, bemüht auf seiner Homepage ein paar Sätze mehr. Aber auch hier geht es um jene drei verschiedenen Handlungsstränge. In freier Wildbahn gesichtete Formatkonzepte begeistern und enttäuschen irgendwie zugleich.