partikelfernsteuerung


Zurückzensurwordpressplugin
16. Juni 2009, 16:58
Filed under: digitalgebastel, großartige kleinigkeiten, politik | Schlagwörter: , , , ,

Es gab ja schon die Aktion „Überwach!„, die Zugriffe von Ministerien und Fraktionen protokollierte, sowie „Politiker-Stopp„, die das Ausdrucken von Internetseiten verhinderte. Beide waren ein technisch-humorvoller Protest gegen die rechtlichen Einschnitte in die freie und unbeobachtete Kommunikation der letzten Zeit.

Pünktlich zum neuen Gesetzesentwurf der großen Koalition zu Internetsperren gibt es nun „Zensiert zurück„, ein WordPress-Plugin, das Politiker aus dem eigenen Blog aussperrt und stattdessen ein frei wählbares Stopp-Bild anzeigt.

Wie Kommentatoren schon anmerkten ist es sicherlich nicht besonders klug, jene paar Politiker, die in Blogs recherchieren, auch noch auszusperren. Als kleiner satirischer Hinweis funktioniert das Plugin aber allemal.



Blog der Woche: Fefe
4. Juni 2009, 10:00
Filed under: gute vorstellung, politik | Schlagwörter: , , ,

Links zu Nachrichten aus aller Welt, dekoriert mit bösen Kommentaren und ein bisschen Verschwörungstheorie. Wer sich gern täglich ein bisschen gruselt, ob der Dummheit oder Dreistigkeit von Staaten und Unternehmen, findet hier einen zuverlässigen Überblick. Egal ob die USA einen Atombericht versehentlich veröffentlichen, Apple einen seeehr peinlichen Softwarefehler produziert oder die Berliner Polizei Karnevalisten wegen „politischer Botschaften“ festnimmt – Fefes Spott ist ihnen sicher.

Dass man das Ganze gern mit etwas Abstand und einem Augenzwinkern rezipieren darf, versteht sich von selbst (und doch schreibe ich es hier sicherheitshalber mal hin).

URL: http://blog.fefe.de/
RSS: http://blog.fefe.de/rss.xml?html



#versachlichung
28. Mai 2009, 11:13
Filed under: politik | Schlagwörter: , , , , , , , ,

Meine Güte, in Sachen Internet e.V. vs. Deutschland AG war ja gestern ordentlich was los.

Pünktlich vor der öffentlichen Anhörung zum Gesetzentwurf für Internetsperren zeigt der AK Zensur, dass „Löschen statt verstecken“ nicht nur ein knackiger Spruch ist. Er schrieb einfach Mails an jene Provider, auf deren Servern laut diverser Sperrlisten kinderpornographisches Material untergebracht war.

Mit beeindruckender Resonanz: Innerhalb der ersten 12 Stunden nach Aussenden der Mails wurden bereits 60 Webauftritte gelöscht. (Pressemitteilung)

Die Anhörung im Bundestag wird von Parlamentsfernsehen live ins Netz übertragen (MP3-Mitschnitt), allerdings sind die Videostreams hoffnungslos überlastet. Auf Twitter laufen Kommentare von Zuschauern vor Ort und zu Hause zusammen. In der Anhörung wird die Petition gegen Netzsperren respektvoll erwähnt, sowie die Bedenken der „Internetcommunity“ angesprochen. Der Vertreter von Die Linke zitiert sogar namentlich netzpolitik.org.

Klar ist nach der Anhörung im Bundestag am Mittwoch vor allem eines: das Thema ist kompliziert. Wesentlich komplizierter jedenfalls, als Familienministerin Ursula von der Leyen es darstellt. (zeit.de)

Als Frau von der Leyen wegen eines ganz anderen Gesetzesvorhabens in der Koalition heftige Kritik einstecken muss, jubeln Teile der „Internetcommunity“ schon vorschnell (auch hier namentlich netzpolitik.org…)

Aber wenn bei der Bundespräsidentenwahl neben Blumensträußen und einem Bläserquintett auch Twitter eine „Affäre“ auslösen kann – dann spricht das nur dafür, dass so langsam nicht mehr der Drucker das wichtigste Internet-Tool in der Politik ist. Vielleicht gibt es Hoffnung.



Blog der Woche: netzpolitik.org
11. Mai 2009, 11:01
Filed under: gute vorstellung, politik | Schlagwörter: , , , ,

In meinem Feedreader sind momentan ca. 50 Blogs abonniert. Viele überfliege ich nur, aber es sind auch einige spannende und wichtige Anlaufstellen dabei. Diese sollen in loser Reihe hier in der nächsten Zeit vorgestellt werden.

Den Anfang macht netzpolitik.org. Markus Beckedahl, Ralf Bendrath und die anderen Autoren bezeichnen ihre Arbeit als

Blog und eine politische Plattform für Freiheit und Offenheit im digitalen Zeitalter.

Auf netzpolitik.org bündeln sich häufig die wichtigen Themen und Kampagnen der Informationsgesellschaft, wie zuletzt der Protest gegen die Internetzensur, aktiver Lobbyismus gegen die „Three-Strikes-Out“ im Telekompaket der EU oder gegen die Vorratsdatenspeicherung.

Um über aktuelle politische und rechtliche Fragestellungen rund um die digitale Gesellschaft auf dem Stand zu sein, sind die nie neutralen aber immer fundierten Artikel eine gute Quelle.

URL: http://netzpolitik.org/
RSS-Feed: http://netzpolitik.org/feed/



Mayday macht Steinbrück bunt
1. Mai 2009, 18:48
Filed under: politik | Schlagwörter: , , , , , ,

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Auf der MAYDAY-Parade, die heute in Berlin (und anderswo) stattfand, ging es um die soziale Krise.

Es ist genug für alle da! Wir schnallen nichts mehr enger! Jetzt gilt es gemeinsam und organisiert zu kämpfen. Denn die Wirtschaftskrise hat es gezeigt, dass genügend Geld vorhanden ist. Der gesellschaftliche Reichtum, den wir gemeinsam produziert haben, steht nun aber maroden und in die Krise gekommenen Konzernen und Banken zur Verfügung. Der Staat springt, wenn der Kapitalismus krankt. (Demoaufruf)

Da musste sich auch das Bundesfinanzministerium bunte Kritik gefallen lassen.

52.51, 13.38



Cleverer Datenschutz bei abgeordnetenwatch.de

Auf der Politikplattform abgeordnetenwatch.de können Bürger Fragen an ihre Abgeordneten stellen. Die Seite hat sich eine hohe Meinungsmacht erarbeitet, so dass Politiker, die sie ignorieren, nicht gut dastehen.

Es wird darauf bestanden, dass fragestellende Bürger sich mit ihrem vollen Realnamen anmelden. In den FAQ wird auch erklärt, warum:

Warum müssen Fragesteller ihren vollständigen Namen angeben?
Durch diese Regelung wollen wir den Dialog zwischen Fragestellern und Abgeordneten auf gleicher Augenhöhe gewährleisten und einer möglichen, durch das Medium Internet bedingten, Anonymität vorbeugen. Deshalb finden wir es wichtig, dass der Fragesteller seinen vollständigen Vor- und Nachnamen angibt.

Das ist soweit verständlich, die Bereitschaft der Abgeordneten, auf Fragen von babsi79 zu antworten, wäre wahrscheinlich eher gering. Doch ebenso wenig möchte Klaus Mustermann, dass eine einfache Internetsuche ihn weltweit als politisch aktiven Menschen offenbart, der kritische Fragen zu Hartz IV stellt. Was also tun? Es gäbe die Möglichkeit, den Bots von Google&Co. den Besuch der Seiten komplett zu verbieten. Dann würden die wertvollen Dialoge zwischen Bürgern und Politikern allerdings dort gar nicht mehr auftauchen.

Bei abgeordnetenwatch.de hat man einen anderen Weg gewählt. Die Namen der Fragesteller werden als Grafik im Text eingebunden (Beispiel). Dadurch sind sie für Suchmaschinen nicht als Buchstaben lesbar und sind somit nicht per Suchabfrage zu finden. Der Rest des Textes, also Frage und Antwort werden aber normal analysiert und archiviert. Das Schriftbild und die Barrierefreiheit werden nur in erträglichem Maße in Mitleidenschaft gezogen, JavaScript ist für die Anzeige auch nicht nötig.

Die Grafiken werden offenbar automatisch generiert und mit zufälligem Dateinamen („/images/namen/arial.ttf/9/afd1a3329ed527f0c9d890c4fbf4d448.gif“) gespeichert. Einziges Risiko: Der Abgeordnete nutzt das System nicht korrekt und schreibt in seiner Antwort den Namen normal in seinen Text (Beispiel, dank Tippfehler zum Glück irrelevant).

Fazit: Ein cleverer Kompromiss, der einerseits der Anfrage eine gewisse Fallhöhe gibt, indem der Realname veröffentlicht wird, der aber andererseits der Allwissenheit der Suchmaschinen entgegenwirkt. Wer komplette Anonymität wünscht, wird sicherlich auch mit einem glaubwürdigen Pseudonym davonkommen.



Der Waldt übers Netz
16. Juni 2008, 18:27
Filed under: medienzirkus | Schlagwörter: , , ,

In der aktuellen Ausgabe der de:bug ist Netzneutralität ein Thema. Chefredakteur Anton Waldt gibt den Pessimisten und orakelt griffig:

Wenn das Spiel schlecht ausgeht, wird uns das Internet von heute in zehn Jahren ähnlich fantastisch und faszinierend vorkommen, wie die Tatsache, dass in den 70ern wildfremde Leute ohne Kondom Sex hatten.

Letztendlich sei es Sache des Nutzers, einzufordern, dass weder Staaten noch Provider der Versuchung von Zensur und Inhaltsfiltern erliegen, die die fortschreitende Technik möglich macht. Ganz konkret schließt sich de:bug den Zehn Forderungen für eine zeitgemäße Netzpolitik von Markus Beckedahl von netzpolitik.org an. Ein bisschen Internet-Historie und Piratenkultur gibt’s auch noch dazu.

de:bug lesen lohnt sich auch jenseits von Hippie-Sex-Vergleichen, netzpolitik.org sowieso. (Wer vergessen hat, wo man Printprodukte erwerben kann, klickt hier.)