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Film: La journée de la jupe
15. Februar 2009, 22:42
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Im Gerangel mit ihren unkontrollierbaren Vorstadtschülern fällt einer jungen Lehrerin plötzlich eine Pistole in die Hände. Als sie instinktiv damit herumfuchtelt, weichen die Schüler plötzlich respektvoll zurück. Mit der Waffe in der Hand kann Sonia endlich eine ruhige Unterrichtsatmosphäre herstellen.

Aus dieser absurden Situation entwickelt sich eine Art Kammerspiel: Es kommt viel Frust zur Sprache, die Schüler haben untereinander und mit der Lehrerin einiges zu klären. Die Waffe gerät zwischendurch in die Hände verschiedener Schüler, doch die verfahrene Situation, ständig oszillierend zwischen konstruktiv und letal, löst sich nicht auf.

Auch draußen wirkt die Geiselnahme wie ein Katalysator zwischen verträumten Pädagogen, strengen Hardlinern, verzweifelten Eltern und einem machtlosen Schuldirektor. Ein bisschen schwarzer Humor darf auch sein: Der verhandelnde Polizeipsychologe streitet zwischendurch mit seiner Frau („Nein, ich wende meine Verhandlungstechniken nicht gerade bei dir an!“).

Mit seiner absurden Konstellation liefert der Film interessante Denkanstöße zum Miteinander in einem komplizierten multikulturellen Schulalltag. Wenn gesellschaftliche Realitäten sich wandeln, darf auch die Dramaturgie Kopf stehen: Nachdem amoklaufende Schüler zur Genüge Thema waren, hat nun die Lehrerin die Waffe in der Hand. Und fordert einen Tag, an dem sie ohne sexistische Kommentare in der Schule einen Rock tragen kann – nachdem vor ihr Generationen von Feministinnen das Recht zur Hose erstritten haben.

Regie: Jean-Paul Lilienfeld
Im Panorama der 59. Berlinale
IMDb
Trailer auf YouTube
Kritik im Festivalblog



Nächster außerplanmäßiger Halt: Souillac
16. Januar 2009, 00:37
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Dass die Bahn Nebenstrecken und Regionalbahnhöfe nicht besonders pflegt, kennen wir. Die Einwohner des ländlichen Départements Lot in Frankreich wissen das auch zur Genüge. Die SNCF strich zwei Unterwegshaltestellen, damit der Zug 9 Minuten schneller zwischen Paris und Toulouse unterwegs ist.

Das lassen sich die abgehängten Dörfer Souillac und Gourdon aber nicht bieten:

Ils bloquent les trains les vendredis et les lundis pour permettre aux usagers de monter et de descendre à un arrêt «citoyen». (Libération)

Die Gleise werden blockiert, der Halt im Bahnhof erzwungen. Zweimal die Woche. Seit über einem Jahr.



Film: So ist Paris
29. Juni 2008, 00:45
Filed under: filme | Schlagwörter: , ,

Filmplakat \

Laut IMDb wurden schon 14 Filme „Paris“ genannt, der erste stammt von 1924. Dieser Name weckt Erwartungen. Cédric Klapisch‚ aktueller FIlm erfüllt sie, auch unter dem etwas umständlicheren deutschen Verleihtitel „So ist Paris“. Mancher mag dem fragmentarischen Portrait der Stadt und ihrer Bewohner vorwerfen, seine Episoden zu keinem Großen Ganzen zu verbinden. Auf seinen Hang zum elliptischen Erzählen angesprochen, erwidert Klapisch heute auf der Französischen Filmwoche Berlin nur, dass der zapping- und multitaskinggewöhnte Zuschauer durchaus auch im Kino schnell umschalten könne.

Das Zapping zwischen den Charakteren, die Juliette Binoche, Romain Duris und die vielen anderen bieten, ist auf jeden Fall ein Genuss.

Kinostart in Deutschland: 17.7.2008

Offizielle Seite zum Film
Trailer bei YouTube
Film in der IMDb



Film: J’ai toujours rêvé d’être un gangster
30. Mai 2008, 16:29
Filed under: filme | Schlagwörter: , , ,

„J’ai toujours rêvé d’être un gangster“ ist ein wunderbarer kleiner Schwarzweiß-Film von Samuel Benchetrit. In vier Episoden dürfen wir so einige abgedrehte Typen und Geschichten kennenlernen. So zum Beispiel zwei Amateur-Kidnapper, die mit ihrem depressiven, pubertierenden Entführungopfer so ihre liebe Not haben. Mit liebevollen Stummfilm- und anderen cinematographischen Anekdoten begeistert die französische Produktion auch künstlerisch. Für die Story bekam der Film den Drehbuchpreis beim diesjährigen Sundance-Festival.

In Deutschland wurde er bisher nur dem Fachpublikum beim European Film Market der Berlinale gezeigt – und hat dort hoffenlich einen Verleih für den deutschen Markt gefunden. Oder einen DVD-Vertrieb. Also, Augen auf und hoffen, dass der Film an der Kinokasse/in der Videothek/irgendwo sonst auftaucht.

Film in der IMDb
Trailer bei YouTube
Produktionsfotos beim französischen Verleih Mars Distribution