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Film: Alptraum Atommüll
18. Oktober 2009, 19:37
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Die aktuellen Koalitionspläne von CDU/CSU und FDP sehen danach aus, dass in Deutschland noch länger an der Nutzung von Atomenergie festgehalten wird. Der 100-minütige Dokumentarfilm „Alptraum Atommüll“ von Eric Guéret konnte diese neuen Entwicklungen noch nicht berücksichtigen. Aber der Blick von Guéret ist ohnehin viel weiter und allgemeiner gefasst. Er beleuchtet auch die Altlasten, die aus der Anfangszeit der militärischen Nutzung von nuklearer Energie geblieben sind, zeigt, wie weit sich die Spuren der Abfälle in der Natur verteilen.

Der reißerische Titel bezieht schon vor Beginn klar Position kontra Atomenergie. Im Zuschauer erzeugt das (jedenfalls bei mir) eine besonders kritische Haltung dem Film gegenüber. Und so ist man auch zunächst skeptisch, wenn Wissenschaftler mit erhöhten Messwerten um sich werfen – während sie barfuß im „verseuchten“ Wasser waten. Umso krasser ist dann der Eindruck, wenn der wahre Alptraum aufblitzt: Archivbilder, auf denen zu sehen ist, wie in der 70er-Jahren in Russland riesige Becken mit verstrahltem Schlamm einfach zugeschüttet werden. Die Fahrer der LKW mussten sich mit zentimeterdicken Bleiplatten schützen und hatten ein Zeitfenster von drei Minuten für ihre Arbeit. Bis heute besteht der Umgang mit diesen Altlasten aus militärischen Sperrgebieten, Evakuierung von Dörfern und dem simplen Verbot, sich in der Nähe der betroffenen Flüsse aufzuhalten.

Diese alten Szenarien aus Zeiten des Eisernen Vorhangs erzählen von einer kontinuierlichen Leichtgläubigkeit und einem unbeschwerten Leichtsinn im Umgang mit nuklearem Müll. Und diese Haltung gibt es noch heute. 1993 hat man sich darauf geeinigt, keine verstrahlten Abfälle mehr von Schiffen aus ins Meer zu werfen. Im französischen La Hague landen solche Abwässer bis heute in der Nordsee – aber per Rohrleitung, das ist erlaubt.

Neben Wissenschaftlern kommen die Filmemacher hauptsächlich mit Pressesprechern in Kontakt. Und auch auf dem Gebiet der PR schaffen sie es, der französischen Atomenergiebranche Lügen nachzuweisen. Anstatt der propagierten Recyclingquote von 95% wird nur ein 10%iger Anteil der Brennelemente wiederverwendet. Der Rest bleibt als Müll zurück, entweder hochverstrahlt in Frankreich oder als Rohstoff deklariert unter russischem Himmel (der Bericht ging durch die Presse)

Gegen Ende des Films geht es dann um die Endlagerproblematik, auf die sich letztendlich die Diskussion zuspitzt. Während sich der Leichtsinn der frühen Jahre heute einfach verteufeln lässt, gibt es hierfür schlicht noch keine Lösung. Dafür aber eine Menge Fragen, die Mitarbeiter eines Forschungsbergwerkes auch mit erstaunlich viel Weitsicht stellen. Die Anforderung, dass der Müll sicher lagert, auch wenn die Menschheit ihn vergisst ist enorm, das wissen sie. Und denken sogar darüber nach, was wohl besser ist: Mit Denkmälern wie Pyramiden daran erinnern, dass hier ein Erbe lagert, auf das folgende Generationen achten müssen? Oder lieber das Vergessen pflegen, damit zukünftige neugierige Archäologen nicht in Gefahr geraten? Diese abstrakten Fragen machen deutlich, um welche Zeiträume es geht, bis der Alptraum ausgeträumt ist.

„Alptraum Atommüll“ ist noch bis zum 22.10.09 bei Arte+7 zu sehen



Anti-AKW-Demo Berlin
5. September 2009, 13:41
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Einige erste Bilder, viele tausend Leute sind vom Berliner Hauptbahnhof gestartet.