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Killerspiel Biathlon
15. März 2009, 02:15
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Die Tagesthemen beschäftigen sich mit dem gefährlichen Thema „Schießsport für Kinder“. Kronzeugin des Beitrags ist naheliegenderweise die Mutter eines C-Jugend-Fußballers. Wieso auch nicht.

Ohne Nachwuchs an den Sportwaffen müssten sich jedenfalls als erstes die ARD-Programmplaner Gedanken machen: Allein im vergangenen Monat standen über zehn Stunden Biathlon-Berichterstattung auf dem Programm..



meng-âmok (malaiisch: in blinder Wut angreifen und töten)
12. März 2009, 16:22
Filed under: medienzirkus | Schlagwörter: , , , , , , ,

Aus aktuellem, bedrückendem Anlass dreht sich wieder das hektische Karussell um Killerspiele, Waffen und dieses komische Internet. Die Diskussion ist wichtig, so manchen Beitrag kann man sich allerdings sparen.

Es mag angesichts des sehr konkreten Dramas zynisch sein, einen Blick auf das große Ganze werfen zu wollen – aber es lohnt sich. „Amok: Geschichte einer Ausbreitung“ von Heiko Christians ist ein guter Ausgangspunkt. Amok wird als kulturelles und mediales Phänomen betrachtet, mit vielen kulturgeschichtlichen Seitenblicken, etwa auf Stefan Zweig (Der Amokläufer, 1922), Martin Scorcese (Taxi Driver, 1976) oder auf die „Bild“-Zeitung („Amok-Wespen!“ im Sommerloch).

„Die Welten des Amok und die Welten der Unterhaltung sind untrennbar verschränkt.“ Die Medien sind unschuldig am Amok, schuld aber an seiner Fehletikettierung als Epidemie. Wenn das Subjekt heute ein „pausenloser Schauspieler seiner selbst“ ist, dann gilt das eben auch für den Amokläufer und seine Mimesis zweiter Ordnung, erklärt aber nichts. Christians spürt dem Amok darauf als Motiv und Motivation in beiden Welten nach.
FAZ-Rezension, Februar 2009

Neben Polizeipräsidenten, Ministern und Geistlichen haben auch Kulturwissenschaftler den einen oder anderen Beitrag anzubieten. Die kommen bloß selten ins Fernsehen.



Film: La journée de la jupe
15. Februar 2009, 22:42
Filed under: filme, kunst+kultur | Schlagwörter: , , , , , ,

Im Gerangel mit ihren unkontrollierbaren Vorstadtschülern fällt einer jungen Lehrerin plötzlich eine Pistole in die Hände. Als sie instinktiv damit herumfuchtelt, weichen die Schüler plötzlich respektvoll zurück. Mit der Waffe in der Hand kann Sonia endlich eine ruhige Unterrichtsatmosphäre herstellen.

Aus dieser absurden Situation entwickelt sich eine Art Kammerspiel: Es kommt viel Frust zur Sprache, die Schüler haben untereinander und mit der Lehrerin einiges zu klären. Die Waffe gerät zwischendurch in die Hände verschiedener Schüler, doch die verfahrene Situation, ständig oszillierend zwischen konstruktiv und letal, löst sich nicht auf.

Auch draußen wirkt die Geiselnahme wie ein Katalysator zwischen verträumten Pädagogen, strengen Hardlinern, verzweifelten Eltern und einem machtlosen Schuldirektor. Ein bisschen schwarzer Humor darf auch sein: Der verhandelnde Polizeipsychologe streitet zwischendurch mit seiner Frau („Nein, ich wende meine Verhandlungstechniken nicht gerade bei dir an!“).

Mit seiner absurden Konstellation liefert der Film interessante Denkanstöße zum Miteinander in einem komplizierten multikulturellen Schulalltag. Wenn gesellschaftliche Realitäten sich wandeln, darf auch die Dramaturgie Kopf stehen: Nachdem amoklaufende Schüler zur Genüge Thema waren, hat nun die Lehrerin die Waffe in der Hand. Und fordert einen Tag, an dem sie ohne sexistische Kommentare in der Schule einen Rock tragen kann – nachdem vor ihr Generationen von Feministinnen das Recht zur Hose erstritten haben.

Regie: Jean-Paul Lilienfeld
Im Panorama der 59. Berlinale
IMDb
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Kritik im Festivalblog